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Hausmeister
der Stadt: Die vom Bauhof
"Es gibt einen Dauner, der sagt
uns jeden Tag: 'Danke für die
Arbeit!'"
Wir stehen praktisch einen Meter vor dem ersten Mähen". Es ist der 20. April, kurz nach acht Uhr. Die Nebel haben sich verzogen. Die Frühlingssonne lacht auch über Daun vom blauen Himmel. In diesem Frühjahr ist die Vegetation nach den warmen Wochen zuvor überall ein bisschen schneller dran als in anderen Jahren. Auch in und um Daun sprießt es munter. Was andere freut, bedeutet für Friedrich Hein, Vorarbeiter und Leiter des städtischen Bauhofes in Boverath, Einsatzpläne schreiben. Gut sechs Monate werden alleine acht Mitarbeiter seines 15köpfigen Teams im Wesentlichen eine Aufgabe haben: Mähen. Bankette, Spielplätze, Friedhöfe, alle Grünanlagen in der Stadt und den umliegenden acht Stadteilen, Straßenumfeld und das berühmte "Straßenbegleitgrün" warten auf den ersten Schnitt. "Die extensiven Flächen, die nicht so im Sichtbereich liegen, kommen drei Mal im Jahr dran, die intensiven spätestens alle zwei Wochen", so Hein.
Auch bauhoftechnisch gesehen ist der Winter also vorbei. Was sich jetzt auch auf den städtischen Gehwegen und Straßen unübersehbar zeigt: Frostschäden. Risse und Löcher im Asphalt oder Absenkungen auf dem Trottoir sind jetzt in aller Ruhe zu sehen - und müssen ausgebessert werden. Schließlich steht die Stadt in der Haftungspflicht im Falle des Falles. Also beginnt das Team vom Bauhof zu flicken, solange es geht. Bis irgendwann einfach eine neue Asphaltdecke oder die Gesamtsanierung des Fußweges unumgänglich wird. "Der Bestand in der Stadt ist relativ alt", so Hein. Das kriegt er als einer der Ersten in jedem Frühjahr mit.
Es ist kurz nach acht am ersten Schultag nach den Osterferien 2009 als Ralf Disch und Martin Schüller in einem der vier Pritschenwagen am "Busbahnhof" in der Innenstadt vorfahren. Sie sind auf der ganz normalen werktäglichen Stadtreinigungstour. Müllkörbe müssen geleert, Dreck aufgesammelt oder zusammengekehrt werden. In gewissen Abständen bis hin zum bei Ausflüglern, Wanderern und Mountainbikern beliebten Dronketurm oberhalb des Gemündener Maars und natürlich insgesamt auf städtischem Grund in einem Durchmesser von rund 15 Kilometern zwischen Weiermühle und Waldkönigen. Wege, Kreuzungen, alle städtischen Anlagen, Wander- und Wirtschaftswege in Intervallen ebenso.
Wahrgenommen werden sie erst beim Winterdienst
Disch und Schüller greifen sich zwei Besen, Kehrschaufel und eine Mülltonne von der Pritsche. "An so einem Tag, wenn der normale Alltagsbetrieb nach den Ferien wieder beginnt, ist es oft am schlimmsten", sagt Ralf Disch. Was er meint, zeigt er an der Rückseite der Bushaltestelle. Gebrauchte Papiertaschentücher liegen auf dem Boden. Auf der Innenseite der kleinen Unterstellhalle liegt der übliche Abfall auf dem Boden, aus einer Ecke stinkt es nach Urin. "Heute geht es noch", kommentiert Disch den Anblick, "es gibt eben auch in Daun leider Stellen, für die man sich eigentlich schämen muss". Er und seine Kollegen müssen für die Auffassung mancher Zeitgenossen, eine öffentliche Bushaltestelle sei eine Toilette, die Folgen tragen und wieder für Sauberkeit sorgen.
Ein undankbarer Job, aber er muss getan werden. Genauso wie jeder andere. Wie die Streckenkontrolle im Stadtgebiet mit Überprüfung der Beschilderung auf Standfestigkeit und Funktion, die Beschilderung bei Stadtfesten gleich welcher Art und dem jeden zweiten Mittwoch im Monat abgehaltenen Wochenmarkt oder die Pflege von Wegen und öffentlichen Flächen, oder zum Beispiel Aushub und Auflösung der Gräber auf den Friedhöfen der Stadt. Ein Mitarbeiter des Bauhofes ist schon mit dieser Arbeit gebunden. Lediglich die Bestattungen selbst übernehmen Andere.
Dass die Männer vom Bauhof ihre Arbeit machen, wird einfach vorausgesetzt. Zwei Unimogs, ein kleiner LKW, vier Pritschenwagen, Aufsitzmäher und Traktoren stehen neben dem "Kleinzeug" dafür zur Verfügung. Wer kein kleines technisches Universalgenie ist und flexibel genug für alles das, was unvermutet außerhalb der Regel dazukommt, ist für den Job wohl ungeeignet.
Doch wahrgenommen wird der stadteigene Betrieb vor allem beim Winterdienst. Er beginnt je nach Schneelage schon um vier Uhr in der Nacht, denn um Sieben müssen alle Straßen offen sein. "Natürlich auch am Wochenende und am Feiertag", so Bauhofleiter Friedrich Hein. Das heißt für ihn dann "nachts um drei Uhr eine erste Streckenbesichtigung machen", eine Stunde später muss die Mannschaft bereit sein. Dienstschluss ist dann für die letzte Schicht im schlimmsten Fall 17 Stunden später. Der vergangene Winter dauerte laut Wintereinsatzplan fünf Monate. Sie sind eben die Hausmeister der Stadt.
Ralf Disch und Martin Schüller haben die Bushaltestelle in der Innenstadt wieder auf Vordermann gebracht. Die graffitiverschmierten Wände des Häuschens werden sie nicht mehr sauber kriegen. Man kann die Fertigelemente wohl nur noch austauschen. Eine der nächsten Stationen auf ihrer vormittäglichen Route ist das Pendant am Stadtende gegenüber dem Industrie- und Gewerbegebiet. Hier kann der "Befund" auch noch schlimmer sein. Dienst ist Dienst. "Es gibt einen Dauner, der kommt regelmäßig auf uns zu, wenn er uns sieht, und sagt einfach: Danke für ihre Arbeit", meint Ralf Disch während er das Arbeitszeug wieder auf die Pritsche lädt. Immerhin.
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